Austrofaschismus und Ständestaat
Im Februar 1934 kam es zu einem Bürgerkrieg zwischen den Sozialdemokraten mit dem Republikanischen Schutzbund auf der einen Seite und der regierenden Vaterländischen Front, vertreten durch Bundesheer und Polizei, auf der anderen Seite. Dieser wurde am heftigsten in Wien und den Industriezentren geführt und er führte zu mehreren hundert Toten. Die Vaterländische Front konnte den ungleichen Konflikt innerhalb weniger Tage beenden, eine echte Bedrohung für das Regime stellten die Kämpfe nicht dar. In der Folge wurde die Sozialdemokratische Partei verboten und ihre Führungskräfte flüchteten in die Tschechoslowakei.
Nachdem der Nationalrat in einer letzten Sitzung seine Kompetenzen auf die Regierung übertragen hatte, wurde am 1. Mai 1934 die sogenannte Maiverfassung in Kraft gesetzt, in der der Ständestaat nach italienischem Vorbild mit der Bezeichnung Bundesstaat Österreich proklamiert wurde.
Es folgte ein nationalsozialistischer Putschversuch am 25. Juli 1934, der sogenannte Juliputsch, in dessen Zuge das Bundeskanzleramt gestürmt und Kanzler Dollfuß erschossen wurde. Dies löste einen nationalsozialistischen Aufstand in ganz Österreich aus, der jedoch von der Exekutive innerhalb weniger Tage beendet werden konnte. Kurt Schuschnigg wurde zum neuen Bundeskanzler ernannt.
Die Unterstützung, die das selbstständige Österreich von Benito Mussolinis Italien erhalten hatte, nahm in den darauffolgenden Jahren aufgrund der zunehmenden Abhängigkeit Italiens von Hitler-Deutschland ab, und so kam es 1936 zu einem Abkommen zwischen Österreich und dem Deutschen Reich („Juliabkommen“), dessen Zweck es war, dem Nationalsozialismus in Österreich eine breitere Unterstützerbasis zu schaffen. Erreicht wurde dies einerseits durch die Hoffnung auf einen durch einen Anschluss an das Deutsche Reich ausgelösten Wirtschaftsaufschwung, andererseits wurden inhaftierte Nationalsozialisten amnestiert, zwei Vertrauensleute in die Regierung geholt, ideologisch nahe Zeitungen legalisiert und ein Volkspolitisches Referat innerhalb der Vaterländischen Front gegründet.
Anschluss an das Deutsche Reich
Im Februar 1938 kam es zwischen Österreich und dem Deutschen Reich zum Berchtesgadener Abkommen, welches zum Inhalt hatte, dass die NSDAP in Österreich wieder erlaubt werden und Arthur Seyß-Inquart, ein Nationalsozialist, zum Innenminister bestimmt werden sollte. Danach setzte Schuschnigg für März eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs an, die jedoch nicht mehr stattfinden sollte. Seyß-Inquart wurde auf Druck aus Berlin von Bundespräsident Miklas zum Bundeskanzler ernannt, am 12. März 1938 marschierte die deutsche Wehrmacht in Österreich ohne Widerstand des Bundesheeres ein. Am 15. März verkündete Adolf Hitler unter dem Jubel zehntausender Anwesender den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich (siehe Abbildung 1). Am 10. April 1938 wurde eine Volksabstimmung über den Anschluss durchgeführt, deren offizielles Ergebnis über 99 Prozent positive Stimmen erbrachte.
Schon in den ersten Tagen nach der Machtübernahme nahmen die Nationalsozialisten zehntausende Politiker und Intellektuelle der Ersten Republik sowie jüdische Religionsangehörige fest. Diese wurden zudem innerhalb kürzester Zeit nach deutschem Vorbild verfolgt, entrechtet und beraubt.
Österreich als Teil des Deutschen Reichs
Organisatorisch wurde Österreich in sieben Reichsgaue unterteilt, die sodann in sämtlichen Belangen dem Deutschen Reich angeglichen wurden. Die meisten Führungskräfte des nationalsozialistischen Regimes waren Österreicher, unter ihnen auch viele Kriegsverbrecher.
Konzentrationslager wurden zunächst in Mauthausen (siehe Abbildung 2) und Gusen eingerichtet, es folgten Außenstellen in Loibl, Redl-Zipf, Steyr-Münichholz, Ebensee, und viele mehr. In diesen wurden etwa Regimegegner, Kriegsgefangene, Juden, Roma und sonstige unerwünschte Volksgruppen zur Zwangsarbeit unter unmenschlichen Bedingungen gezwungen, viele wurden ermordet oder in Vernichtungslager in Polen und Weißrussland deportiert. Alleine im KZ Mauthausen fanden etwa 100.000 Menschen den Tod. Insgesamt fielen der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich rund 380.000 Menschen zum Opfer.
Die wichtigsten Widerstandsbewegungen gegen den Nationalsozialismus formierten sich in der Arbeiterbewegung und im christlich-katholischen Lager. Auch in der Wehrmacht entstanden österreichische Widerstandszellen. Ein geplanter Militärputsch in Wien zur friedlichen Übergabe an die russischen Truppen wurde jedoch verraten und scheiterte, drei federführende Offiziere wurden öffentlich erhängt.
Die alliierten Mächte hielten in der Moskauer Deklaration von 1943 fest, dass Österreich nach Kriegsende wieder ein unabhängiger Staat sein sollte. Ab 1943 wurden in Österreich Luftangriffe geflogen, im Frühjahr 1945 überschritten alliierte Truppen die Grenzen der ehemaligen Republik und nahmen bis 23. April 1945 Wien ein. Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht, der Weg bis zur Wiedererlangung der vollständigen staatlichen Souveränität der Zweiten Republik in Österreich war jedoch noch weit.
Quellen:
Dusek/Pelinka/Weinzierl (1981): Zeitgeschichte im Aufriß
Franzmair et al. (2001): Zeitzeichen