Vom Kaisertum zur Doppelmonarchie
1867 wurde das Kaisertum Österreich zu der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn umgewandelt. Genau am 15. März 1867 trat die Neuregelung des neuen staatsrechtlichen Verhältnisses zwischen Österreich und Ungarn in Kraft. Ungarn und Österreich waren beide gleichberechtigte Teilstaaten. Kaiser Franz Joseph I wurde am 8. Juni 1867 in Budapest zum König, seine Gemahlin Elisabeth zur Königin von Ungarn gekrönt.
Eine gemeinsame Währungs- und Zollunion soll die wirtschaftliche Einheit gewährleisten. Cisleithanien sind die Länder diesseits der Leitha: Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Gradiska, Istrien, Dalmatien, Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und die Bukowina; sie unterstehen dem Kaiser von Österreich. Die Bezeichnung Österreich für dieses Gebiet wird offiziell erst 1915 gebraucht. Transleithanien sind die Länder jenseits der Leitha: Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien und Slowenien (Die Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone); sie unterstehen dem König von Ungarn. Die Bezeichnung für gemeinsame Behörden und Angelegenheiten ist „k.u.k“, das heißt kaiserlich-königlich, für nur ungarisch „kgl“, also königlich.
Die Errichtung der Doppelmonarchie brachte den Ausgleich mit Ungarn, aber nicht die Lösung des Nationalitätenproblems. Die Slawen beider Reichshälften verlangten ebenfalls eine Sonderstellung, Russland unterstütze den Panslawismus. Die Ungarn hingegen waren in der Nationalitätenfrage zu keinem Kompromiss bereit. Bevölkerungsverteilung in der gesamten Monarchie: 47% Slawen, 24% Deutschsprachige, 20% Ungarn.
Fast zur Gänze hat Kaiser Franz Jospeh I die österreich-ungarische Monarchie geführt. Nach seinem Tod (1916) übernahm der Thronfolger Erzherzog Karl Franz Joseph, als Karl I Kaiser von Österreich das Amt. Darauffolgend auch die Krönung Kaiser Karl I als Karl IV zum König von Ungarn in Budapest.
Die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn war nach Russland der zweitgrößte Staat in Europa. Somit erlangte Österreich-Ungarn eine entscheidende Großmacht. Fruchtbare Böden, eine umfangreiche Industrie und gute Verkehrswege inkl. Meereshäfen waren ausschlaggebend für die gute wirtschaftliche Lage Österreich-Ungarns. Der Außenhandel musste nur selten genutzt werden.
Jedoch kam es im großen Vielvölkerstaat immer zu Streitpunkten und Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Ungarn, waren ausschlaggebend für angespannte Verhältnisse. Zwar war Kaiser Karl das Oberhaupt beider Staaten, konnte sich aber durch innenpolitische Parteien nicht durchsetzten. Ihm war zwar eine ausgleichende Politik zwischen Österreich und Ungarn wichtig, sein Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, sah dies jedoch als nicht allzu wichtig und verkündete bei der Amtsübernahme die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn umzubauen.
Jedoch war auch Franz Ferdinand dem Vielvölkerstaat ausgeliefert. Bei seinem Besuch in Sarajevo 1914 mit seiner Frau Sophie wurden sie durch Revolverschüsse ermordet. Dies führte zu einer schweren Krise und gilt als Beginn des ersten Weltkrieges. Ganz Europa und schließlich fast die ganze Welt befand sich nun in einem blutigen Kapitel der Geschichte. Am 31. Oktober 1918 löste sich zudem Österreich-Ungarn auf und am 1. November 1918 bildete Ungarn eine unabhängige Regierung. Am 11. November 1918 schwiegen die Waffen. Zudem stimmte Kaiser Karl I der Veröffentlichung eines Manifests an das österreichische Volk zu, indem er auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte verzichtete. Die Regierung formuliert einen Antrag an die provisorische Nationalversammlung um Errichtung einer demokratischen Republik.
Quelle: Kleindel, Walter: Österreich: Daten zur Geschichte und Kultur/Walter Kleindel. Hrsg., bearb. und erg. von Isabella Ackerl und Günter K. Kodek. - Wien: Ueberreuter, 1995